Umwelt

In der Umwelt, für die Umwelt

STIHL hat eine besondere ökologische Verantwortung. Unsere Geräte kommen in der Natur und für die Natur zum Einsatz. Deshalb nutzen wir unsere Möglichkeiten als Unternehmen für den Schutz der Natur und des Klimas. Der Anspruch von STIHL ist es, dass unsere Geschäftstätigkeit und unsere Produkte die Umwelt so gering wie möglich belasten und wir Ressourcen sparsam nutzen.

Maßnahmen zum Klimaschutz Nachhaltige/r Konsum und Produktion

Als global agierendes Unternehmen hält STIHL selbstverständlich alle gesetzlichen Vorgaben zum Umwelt­schutz ein. Das gilt für die Arbeit an unseren Standorten genauso wie für unsere Produkte. Zu unserem regulatorischen Rahmen zählen die europäische Chemikalien­verordnung REACH und die EU-Richtlinie zur Beschränkung gefährlicher Substanzen in Elektro- und Elektronik­geräten (RoHS). Im Berichts­jahr 2022 wurden keine Verstöße gegen relevante Gesetze bekannt.

Unsere eigenen Umwelt- und Qualitäts­vorgaben sind oft strenger als die gesetzlichen Regularien. Wenn es notwendig ist, Schad- und Gefahr­stoffe einzusetzen, handeln wir dabei sehr sorgfältig entsprechend den gesetzlichen Vorgaben und sind bestrebt, die Auswirkungen unserer Unternehmens­tätigkeit auf Mensch und Umwelt so gering wie möglich zu halten. Über die gesetzlichen Anforderungen hinaus planen wir weiterhin eine umfassende Bestands­aufnahme aller kritischen Prozess­chemikalien vorzunehmen. Bis 2025 werden wir einen Maßnahmenplan erarbeiten mit dem Ziel, schädliche Prozess­chemikalien wie Biozide (die Kühlschmier­stoffen und Prozess­wasser beigemischt sind) zunächst in unseren eigenen Prozessen und anschließend auch in unserer Lieferkette zu minimieren. Damit werden wir einen Beitrag zu einem Unterziel des SDG 12 der Vereinten Nationen leisten, das einen umwelt­verträglichen Umgang mit Chemikalien anstrebt.

Das Umwelt­management­system an allen STIHL Produktions­standorten ist nach ISO 14001 zertifiziert. Alle drei Jahre findet eine Rezertifizierung statt, zusätzlich gibt es jährliche externe Audits. Die nächsten Rezertifizierungen stehen an den meisten Produktionss­tandorten in den Jahren 2023 und 2024 an. Unsere aktuell gültigen Zertifikate sind auf der STIHL Corporate-Website öffentlich einsehbar. Neben den externen Überprüfungen führen wir regelmäßige interne Audits durch. Jedes Werk verfügt über Umwelt­beauftragte, die die Einhaltung von Gesetzen, Standards und Normen verantworten.

Wasser und Abwasser

STIHL benötigt Wasser vor allem in Produktions­prozessen: fürs Waschen und Kühlen sowie für die Bearbeitung. Wir arbeiten stetig daran, unseren Ressourcen­verbrauch zu optimieren. Im STIHL Kettenwerk in der Schweiz zum Beispiel konnten wir den Wasser­verbrauch in den Prozessen Chemisch Entgraten, Galvanik, Gleit­schleifen und Teile­reinigung senken.

In einigen Fertigungs­prozessen versetzen wir Wasser mit Zusatz­stoffen und nutzen es etwa als Wasch­flüssigkeit oder zur Oberflächen­veredelung. Das entstehende Abwasser bereiten wir vor der Einleitung in die Kanalisation nach den jeweils geltenden Bestimmungen auf.

2022 betrug die Wasserentnahme aller Produktions­gesellschaften rund 655.000 Kubikmeter (Vorjahr: 630.000 Kubikmeter). Künftig wollen wir Daten über unsere Wasser­nutzung detaillierter erheben und kommunizieren.

Abfall

Bei STIHL fallen vor allem Verpackungen, Holz, Metall und Kunst­stoffe als Abfälle an. Sonder­abfälle wie Altöl und metall­haltige Schlämme machen einen geringen Anteil aus. Diese entsorgen wir fachgerecht. Unser Abfall­management geschieht in der Rangfolge Vermeiden, Verwerten, Entsorgen. Wo Abfälle entstehen, sortieren wir sie. Was geeignet ist, führen wir der Wieder­verwertung zu, was nicht, entsorgen wir. Regelmäßig informiert und sensibilisiert STIHL alle Beschäftigten zum Thema Abfall.

Die Abfallmengen lagen im Berichts­jahr deutlich über dem Niveau von 2021. Hauptgrund waren in erster Linie Bau­maßnahmen bei STIHL in Brasilien. Dabei ist insbesondere der Anteil sonstiger Abfälle gestiegen. Zudem ist der Anteil der Holz­abfälle spürbar gesunken, da Teile der Erprobung ausgelagert wurden.

Abfall¹
in Tonnen – Werte gerundet

  2022 2021
Gesamte Abfallmenge 68.200 56.200
Davon gefährliche Abfälle 9.600 7.300
¹ Nur Produktionsgesellschaften, die Datenerhebung hierzu wird künftig ausgeweitet.

Abfall nach Materialart
(Vorjahr in Klammern)

Unser Projekt zu umwelt­schonenden Verpackungen haben wir weitergeführt. In einer Analyse – zunächst für STIHL Deutschland und Österreich sowie für einzelne Verpackungen in der Schweiz (Ketten) und in den USA (Mähköpfe) – haben wir Einspar­potenziale bei unseren Produkt­verpackungen identifiziert. Derzeit rollen wir die Umstellungen nach und nach aus. Bis Ende 2023 wollen wir so jährlich 194,4 Tonnen Kunst­stoff weniger verwenden – das wären bereits 94 Prozent der identifizierten Einspar­möglichkeiten. Allein die Umstellung unserer Mähkopf­verpackungen von Kunst­stoff auf Voll- und Well­pappe, die wir 2022 begonnen haben, soll 111 Tonnen beitragen. 2023 soll zudem das Sicht­fenster unserer Ketten­verpackungen entfallen, was 48 Tonnen Kunst­stoff weniger bedeuten wird. Die Umstellung auf Mono­material wirkt sich außerdem positiv auf die Recycling­fähigkeit der Verpackungen aus, da nicht mehr unterschiedliche Materialien miteinander verbunden werden. Für STIHL Inc. in den USA, STIHL Brasilien sowie STIHL China startet 2023 ein Folgeprojekt.

Abfallvermeidung bei STIHL Inc.

Unsere US-Gesellschaft STIHL Inc. setzt in der Produktion auf möglichst effizienten Ressourcen­einsatz. Im Spritz­guss und in der Blasform­fertigung werden die Angüsse automatisch vom Teil separiert und direkt in den Prozess zurückgeführt. Recycelbare größere Teile, die beim Anfahren der Maschinen oder als Ausschuss übrigbleiben, werden zentral vermahlen und ebenfalls erneut eingesetzt. In der Mähfaden­fertigung zerkleinert ein Granulier­system den Faden, der beim Anfahren des Prozesses entsteht, und recycelt ihn. So vermeidet STIHL prozess­bedingten Ausschuss.

Mit der Umstellung unserer Verpackungen leisten wir einen Beitrag zur Abfall­vermeidung, was ein Unterziel des Ziels „Nachhaltige/r Konsum und Produktion“ (Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, SDG 12) darstellt.

Energie und Klimaschutz

Wir sind dem Klima­schutz verpflichtet und wollen ihn mitgestalten. STIHL bekennt sich zum Pariser Klima­abkommen und zum 1,5-Grad-Ziel gegen die Erd­erwärmung. Deshalb haben wir uns 2020 das Ziel gesetzt, langfristig rechnerisch klima­kompensiert zu wirtschaften. Dabei gilt für uns der Grundsatz: Emissionen reduzieren geht vor Kompensieren. Unsere Klimaschutz­aktivitäten sind unser Beitrag zum Ziel „Maßnahmen zum Klima­schutz“ (Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, SDG 13).

Zur Fundierung unserer Klima­ziele prüft STIHL derzeit einen möglichen Beitritt zu Science Based Targets Initiative (SBTi).

In einem ersten Schritt fokussieren wir uns auf die direkten sogenannten Scope-1-Emissionen gemäß Greenhouse Gas Protocol, also Emissionen aus Energie­verbräuchen, die wir selbst beeinflussen können. Sie fallen bei STIHL hauptsächlich durch die Verbrennung von Erdgas und Heizöl für die Gebäude­beheizung sowie in Fertigung, Montage und Entwicklung an. Hinzu kommen Kraft­stoffe für unseren Fuhr­park und Kühlmittel­verluste im Betrieb. Zusätzlich beziehen wir die indirekten Scope-2-Emissionen aus Strom- und Fernwärme­bezug ein.

Unsere Standorte in Deutschland sind seit Januar 2021 hinsichtlich ihrer Scope-1- und -2-Emissionen rechnerisch klima­kompensiert. Im Berichts­jahr 2022 ist das auch für alle internationalen Produktions­gesellschaften gelungen, 2023 werden die internationalen Vertriebs­gesellschaften folgen. Entsprechende Zertifikate haben wir bereits beschafft.

Langfristig wollen wir unseren Energie­verbrauch senken und somit den Anteil nicht vermeidbarer Emissionen, dem wir derzeit noch positive Beiträge durch Zertifikate in Klimaschutz­projekt entgegen­stellen, reduzieren.

Scope-3-Emissionen senken

Emissionen aus vor- und nach­gelagerten Wertschöpfungs­ketten (Scope 3) kann STIHL nicht allein beeinflussen. Aber auch diese wollen wir entsprechend den Zielen des Pariser Klima­abkommens und der deutschen Ziele mindern. 2022 haben wir definiert, welche Bereiche wir bei den Scope-3-Emissionen über den Lebens­zyklus unserer Produkte hinweg mitdenken müssen. Dazu zählen in der vorgelagerten Wertschöpfung Geschäfts­reisen, Waren und Dienst­leistungen, Abfall, Logistik, die Anfahrt unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Vorkette bei unseren Brenn­stoffen. In der nachgelagerten Wert­schöpfung geht es um die Nutzung unserer Produkte und deren Entsorgung, die Vertriebs­logistik und Verpackungen. Detaillierte Ziele für einzelne Bereiche wollen wir im nächsten Schritt definieren.

Für erste Produkt­gruppen haben wir sogenannte Product Carbon Foot­prints (PCF) ermittelt. Hierbei wird der ökologische Fußabdruck in jeder Lebens­zyklusphase in CO₂-Äquivalenten bestimmt. Durchschnittlich entstehen 60 bis 90 Prozent der Emissionen unserer Produkte während der Nutzungs­phase, wobei Akku-Produkte je nach lokalem Strommix am unteren Rand der Band­breite liegen. Unsere Berechnungs­methode haben wir inzwischen validiert sowie verifiziert und wollen damit zeitnah die Fuß­abdrücke nahezu unseres gesamten Produkt­angebots analysieren. Die Ergebnisse sollen in den Produktentstehungs­prozess einfließen.

Beim Thema Mobilität setzen wir bereits an und erarbeiten ein Mobilitäts­konzept mit dem Fokus auf alternative Antriebe. STIHL will emissionsarme Angebote zum Pendeln zwischen unseren Werken anbieten und inner­betrieblichen Verkehr – wo möglich – auf Elektro­mobilität umstellen. Unsere Abteilungs­autos werden schrittweise auf Elektro­autos umgestellt und in einem bereichs­übergreifenden Fahrzeug­pool zusammengeführt. Parallel wollen wir am Hauptsitz Waiblingen sowie in Weinsheim Ladesäulen errichten, die sowohl für Firmen­fahrzeuge als auch für private Pkw zur Verfügung stehen sollen. In der Vertriebs­zentrale in Dieburg gibt es sie seit 2022 auf den Besucher­parkplätzen, ebenfalls bei STIHL in Österreich und der Schweiz.

Den größeren Hebel haben wir allerdings, wenn es um das Pendeln zur und von der Arbeit geht: Durch Zuschüsse zu ÖPNV-Tickets und E-Bike-Leasing leisten wir bereits erste kleine Beiträge zur Minderung dieser Scope-3-Emissionen.

Unser Weg zum positiven Klimabeitrag

Das Ziel von STIHL, in Scope 1 und 2 rechnerisch einen positiven Beitrag zum Klima­schutz zu leisten, ruht auf folgenden Pfeilern, die wir 2022 weiter ausgearbeitet haben:

1) Grünstrom

Seit 2022 sind alle STIHL Produktions­gesellschaften weltweit auf regenerative Strom­quellen umgestellt. Eine Ausnahme bilden weiterhin die ZAMA Produktions­standorte auf den Philippinen, in China und in Hongkong. Aufgrund bestehender Verträge bzw. mangelnder Verfügbarkeit werden diese erst zu einem späteren Zeitpunkt auf Grünstrom wechseln können. Die erst Ende 2022 übernommene Gesellschaft COSMOS bezieht ebenfalls noch keinen Grünstrom.

Wir wollen außerdem die Eigen­erzeugung von Energie aus erneuerbaren Quellen konsequent ausbauen. So haben wir 2022 an unserem chinesischen Standort eine Photovoltaik­anlage (PV-Anlage) mit 17.000 Quadrat­metern Fläche installiert. Sie deckt 45 Prozent des Strom­bedarfs des Werks ab und spart jährlich rund 4.740 Tonnen CO₂-Emissionen ein. Unser Schweizer Ketten­werk hat seine zweite und dritte PV-Anlage bestellt. Durch sie soll der CO₂-Ausstoß um rund 250 Tonnen pro Jahr sinken. Somit verbessern wir die Verfügbarkeit von eigenerzeugter, sauberer Energie und die diesbezügliche Versorgungs­sicherheit.

2) Defossilisierung

Bis 2030 will STIHL den Einsatz fossiler Energie­träger um 40 Prozent gegenüber 2019 senken. Fossile Energie­träger, die bei STIHL zum Einsatz kommen, sind in erster Linie Erdgas, aber auch Kraft­stoffe. 2019 betrug der Verbrauch rund 150 Gigawatt­stunden (GWh). Alle Gesellschaften haben Maßnahmen­pläne zum Erreichen dieser Ziele vorgelegt. Mit über 100 geplanten Einzel­maßnahmen, die unter anderem technologische Neuerungen wie eine optimierte Nutzung der Prozess­wärme umfassen, sollen rund 80 Prozent der angestrebten Reduktion umgesetzt werden. Im Schweizer Ketten­werk planen wir zum Beispiel die Elektrifizierung eines Härte­ofens bis Mitte 2023; dadurch wollen wir aufs Jahr gerechnet 2.400 Megawatt­stunden (MWh) Gas oder rund 600 Tonnen CO₂-Emissionen einsparen.

3) Energieeffizienz

Darüber hinaus wollen wir unseren Energie­verbrauch insgesamt reduzieren und damit unsere Energie­intensität verbessern. 2022 lag sie – gemessen pro eine Million Euro Umsatz – bei 166,1 MWh (Vorjahr: 188,0 MWh, 2019: 197,8 MWh). In Waiblingen im Bereich der Kunst­stoff­fertigung wurden bereits erste Verbesserungen beim Energie­verbrauch erzielt. Unterstützt durch ein professionelles Energie­managementsystem und den Einsatz einer Schall­kamera konnten unter anderem Leckagen in der Druck­luft­anlage identifiziert und gezielt behoben werden. Dies führte unmittelbar zu einer Reduzierung des Druck­luft­bedarfs um rund 75 Normkubik­meter pro Stunde, was einem Energie­verbrauch von über 82.000 Kilowatt­stunden im Jahr entspricht.

4) Kompensation

Wir folgen dem Grundsatz: Emissionen reduzieren geht vor kompensieren. Noch nicht vermeidbare Emissionen gleicht STIHL derzeit über Kompensations­zertifikate aus. Wir legen großen Wert auf international anerkannte, hochwertige und unabhängige Zertifizierungs­standards und setzen deshalb ausschließlich auf nach Goldstandard zertifizierte Klimaschutz­projekte. Neben dem Klima­schutz wollen wir damit weitere Ziele für eine nachhaltige Entwicklung fördern, die auch in unserer Nachhaltigkeits­strategie Priorität haben. Dazu zählen „Menschen­würdige Arbeit und Wirtschafts­wachstum“ (SDG 8) und „Nachhaltige/r Konsum und Produktion“ (SDG 12). Zur Neutral­stellung unserer Produktions- und Vertriebs­gesellschaften bis 2023 haben wir Zertifikate für 80.000 Tonnen CO₂-Emissionen gekauft. Damit unterstützen wir zum Beispiel ein Klima­schutz­projekt zur Trinkwasser­reinigung in Uganda: Schulen erhalten moderne Filter­technologien zur Trinkwasser­aufbereitung, damit sie es nicht mehr mit Holz­feuern abkochen müssen.

Künftig wollen wir CO₂ möglichst nicht mehr kompensieren, sondern zur dauerhaften Einlagerung beitragen. Dazu haben wir 2022 ein agroforst­wirtschaftliches Projekt in Kooperation mit Fair­ventures gestartet: Rodungs­flächen in Uganda und auf Borneo werden mit fast 500.000 Setzlingen aufgeforstet, mittels App scannen die Bäuerinnen und Bauern vor Ort die Bäume regelmäßig und liefern genaue Berechnungs­grundlagen für die eingelagerten CO₂-Mengen. STIHL will so von 2023 bis 2028 insgesamt 120.000 Tonnen CO₂ einlagern und einen positiven Klima­beitrag leisten.

Energieverbrauch und -intensität

Das Energie­managementsystem in unseren deutschen Produktions­werken ist nach ISO 50001 zertifiziert. Ziel ist, durch Effizienz­maßnahmen stetig Energie und Kosten einzusparen.

Im Berichts­jahr 2022 betrug unser gesamter Energie­verbrauch (Scope 1 und 2 gemäß GHG-Protokoll) rund 497 Gigawatt­stunden (GWh). Er lag damit 17,2 GWH oder rund 3 Prozent unter dem Vorjahres­wert (514 GWh). Die größten Anteile am Energie­verbrauch entfallen dabei auf Strom, vor allem für die Produktion, mit 66 Prozent und Erdgas für die Gebäude­heizung mit 29 Prozent. Während der Strom­verbrauch mit 331 GWh nahezu unverändert war (Vorjahr: 332 GWh), ging der Verbrauch von Erdgas deutlich zurück. 2022 lag er bei 146 GWh nach 160 GWh im Jahr 2021. Unseren Gas­verbrauch haben wir aufgrund der Auswirkungen des Russland-Ukraine-Krieges gedrosselt und dazu unter anderem das Block­heiz­kraftwerk am Standort Waiblingen abgeschaltet. Die fehlende Heiz­wärme mussten wir mit regulären Heiz­öl­brennern kompensieren, wodurch die lokalen Emissionen gestiegen sind. Bei unseren Gesellschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben wir zum Gassparen zudem die Heizungen heruntergedreht.

Ungefähr die Hälfte unseres Gas­verbrauchs entfällt auf die deutschen STIHL Standorte. Den Großteil des Gases nutzen wir für Prozesse wie das Gießen und Härten von Metallen. Dabei suchen wir permanent nach Lösungen, den Gas­verbrauch zu senken sowie Erdgas durch nachhaltige Energieträger zu ersetzen.

Energieverbrauch¹
in GWh – Werte gerundet

  2022 2021 2020 2019
Erdgas 146 160 141 133
Heizöl 2,8 5,8 4,5 3,4
Kraftstoffe² 13,8 12,5 12,1 13,4
Erneuerbare Energien (Erdwärme/-kälte) 1,6 1,3 2,5 0,4
Summe direkter Energieverbrauch 164,2 179,6 160,1 150,2
Strom 331 332 294 279
Davon aus regenerativen Quellen 297 160 67 67
Fernwärme 1,6 2,4 2,1 1,1
Summe indirekter Energieverbrauch 332,6 334,4 296,1 280,1
Gesamter Energieverbrauch 496,8 514,0 456,2 430,3
¹ Inklusive der Gesellschaften STIHL direct GmbH, STIHL Ventures GmbH, treeva GmbH und STIHL International GmbH, da ansässig am Stammsitz. Ohne die ZAMA Gesellschaften in Japan und USA, da keine Produktionsgesellschaften.
² Benzin, Diesel, LPG für stationäre und mobile Anwendungen.

Die Energie­intensität (gemessen pro 1 Million Euro Umsatz) reduzierte sich analog zum niedrigeren Energie­verbrauch auf 166,1 MWh (Vorjahr: 188,0 MWh).

Energieintensität¹
in MWh pro 1 Million Euro Umsatz

Emissionen und Intensität

Die in CO₂-Äquivalenten bemessenen Emissionen der deutschen STIHL Standorte sowie der internationalen Produktions­gesellschaften lagen 2022 bei insgesamt 53.685 Tonnen (Scope 1 und 2 gemäß GHG-Protokoll, Vorjahr: 93.840 Tonnen). Diesen wurden positive Beiträge in Klima­schutz­projekte gegenüber­gestellt (vgl. Abschnitt „Kompensation“ S. 48).

Der deutliche Rückgang der CO₂-Emissonen resultiert in erster Linie aus der Umstellung der weltweiten Produktions­gesellschaften (mit Ausnahme der ZAMA Gesellschaften) auf Grün­strom. 2022 haben wir rund 90 Prozent (Vorjahr: 48 Prozent) des Strom­bedarfs aus regenerativen Quellen bezogen und damit die CO₂-Emissionen, die aus dem Strom­verbrauch resultieren, entsprechend gesenkt (vgl. Abschnitt „Grünstrom“ S. 47).

Treibhausgasemissionen¹
in Tonnen CO₂E – Werte gerundet

  2022 2021 2020 2019
Emissionen aus Erdgas 29.980 32.570 28.860 27.210
Emissionen aus Heizöl 710 1.510 1.180 900
Emissionen aus Kraftstoffen 4.620 3.300 3.340 3.720
Emissionen aus Kältemittel 980 1.310 790 1.860
Summe direkte Emissionen (Scope 1) 36.290 38.690 34.170 33.690
Emissionen aus Strom 17.330 55.060 66.450 58.690
Emissionen aus Fernwärme 65 90 120 60
Summe indirekte Emissionen (Scope 2) 17.395 55.150 66.570 58.750
Summe Emissionen (Scope 1 und 2) 53.685 93.840 100.740 92.440
Davon kompensiert 53.685 19.800² 0 0
¹ Inklusive der Gesellschaften STIHL direct GmbH, STIHL Ventures GmbH, treeva GmbH und STIHL International GmbH, da ansässig am Stammsitz. Ohne die ZAMA Gesellschaften in Japan und USA, da keine Produktionsgesellschaften.
² STIHL Deutschland: Stammhaus und Vertriebszentrale Dieburg.

Die Darstellung erfolgt nach dem markt­basierten Ansatz (marketbased). In der Berechnung bilanzieren wir die klima­schädlichen Treib­haus­gase gemäß GHG-Protokoll, im Wesentlichen die CO₂-Emissionen. Weitere Treib­haus­gase entstehen bei STIHL nicht in relevantem Umfang, werden der Vollständigkeit halber aber einbezogen (zum Beispiel Kältemittel).

Emissionsintensität¹
Scope 1 und 2 in Tonnen CO₂ pro 1 Million Euro Umsatz, ohne Kompensation – Werte gerundet

Action, aber grün

Die STIHL TIMBERSPORTS® Series gilt als Königsklasse im Sportholzfällen: Hier messen sich die besten Sportler/innen, sie hat die meisten Zuschauer/innen und genießt das größte Medieninteresse. Während einer TIMBERSPORTS® Saison finden weltweit mehr als 100 Wettkämpfe statt. Künftig sollen diese Veranstaltungen noch umweltschonender realisiert werden. Der Anfang wurde mit der World Trophy 2022 in Wien gemacht – sie wurde offiziell mit dem Nachhaltigkeitslabel „ÖkoEvent“ ausgezeichnet.

Mit dem Label „ÖkoEvent“ werden in Wien nachhaltige Veranstaltungen ausgezeichnet – so auch die World Trophy 2022.

Auf knapp 40 Jahre kann die STIHL TIMBERSPORTS® Series bereits zurückblicken. 1985 von STIHL und dem Sport­kanal ESPN in den USA ins Leben gerufen, hat sich die Wettkampf­serie mittlerweile auch in Europa, Kanada, Neuseeland und Australien etabliert. Heute treten etwa 1.500 Athletinnen und Athleten auf vier Kontinenten regelmäßig bei den TIMBERSPORTS® Wettkämpfen gegeneinander an.

Vision: nachhaltige Marke mit ganzheitlichem Ansatz

Mit der World Trophy 2022 in Wien fand zum ersten Mal nach der Pandemie wieder ein internationales Event vor Publikum statt. Von vornherein stand fest, dass die Veranstaltung besonders ressourcen- und klimaschonend geplant und umgesetzt werden soll. „Wir verfolgen seit einigen Jahren eine Nachhaltigkeits­strategie bei TIMBERSPORTS® mit dem Ziel, die Marke ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig aufzustellen“, erklärt Domenic Guagenti, der bei STIHL TIMBERSPORTS® feder­führend für das Thema Nachhaltigkeit verantwortlich ist. Um diesen Ansatz zu unterstreichen, qualifizierte sich das Veranstaltungs­team für das Gütesiegel „ÖkoEvent“, mit dem die Stadt Wien besonders nachhaltige Events auszeichnet und das an verschiedene Kriterien geknüpft ist. In Zusammenarbeit mit dem Dienstleistungs­unternehmen KEEN solutions GmbH wurden Maßnahmen erarbeitet, um die Vorgaben der Stadt zu erfüllen und die World Trophy 2022 als erste CO₂-neutrale TIMBERSPORTS® Veranstaltung zu realisieren. KEEN solutions GmbH entwickelt maß­geschneiderte Konzepte für Veranstaltungen.

Kriterien für das Gütesiegel: Kommunikation und Mobilität

Im Vorfeld wurden Besucherinnen und Besucher sowie Dienstleister und Lieferanten über die Ausrichtung der Veranstaltung als „ÖkoEvent“ informiert. Die Kommunikation verlief weitgehend papierlos, weshalb für Einladungen, Informationen und die Akkreditierung digitale Tools und LED-Bildschirme vor Ort zum Einsatz kamen. Um im Bereich Mobilität CO₂-Emissionen zu verringern, waren alle Crew-Mitglieder während der Vorbereitung und Durchführung des Events fast ausschließlich mit öffentlichen Verkehrs­mitteln unterwegs. Für die Besucherinnen und Besucher wurden zusätzliche mobile Fahrrad­ständer in unmittelbarer Nähe des Austragungs­ortes – des Rathaus­platzes in Wien – installiert.

10%

Anteil an Rohstoffen aus regenerativen Quellen sind im Kraftstoff MotoMix Eco enthalten.

Er wird bei TIMBERSPORTS® in der Motorsägendisziplin Stock Saw eingesetzt.

Energie, Wasser und Catering

Der Strom – zum Großteil Ökostrom – kam aus dem öffentlichen Netz, auf Aggregate wurde während der Veranstaltung verzichtet. Weil die Wettkämpfe nur tagsüber stattfanden, wurden grundsätzlich weniger Strom und Ressourcen benötigt. Anstelle von Chemie­toiletten gab es Toiletten mit Wasser- und Abwasser­tank. Food­trucks aus der Region boten regionale und saisonale Speisen an, viele davon vegetarisch oder vegan und mit fair gehandelten Zutaten. Besteck und Geschirr waren aus nach­wachsenden Roh­stoffen, für das Catering kam Mehrweg­geschirr zum Einsatz.

Auch bei den Wettkämpfen selbst stand Nachhaltigkeit im Fokus. Das Wettkampf­holz stammte aus zertifizierten Plantagen (s. Infokasten) und wurde nach dem Event der Stadt Wien für deren Kompostierungs­anlage gespendet, wo es zu Pellets oder Streu­material weiter­verarbeitet wird. Darüber hinaus wurde bei den Motorsägen-Disziplinen der biogene Sonderkraft­stoff STIHL MotoMix Eco verwendet. MotoMix Eco enthält einen zehn­prozentigen Anteil an Rohstoffen aus regenerativen Quellen, überwiegend Abfall­produkte aus der Forst­wirtschaft. Dies sorgt für einen um acht Prozent reduzierten CO₂-Ausstoß im Vergleich zum klassischen STIHL MotoMix.

Nachhaltiges Catering: Sowohl Foodtrucks als auch Zutaten stammten aus der Region, das Geschirr war aus nachwachsenden Rohstoffen.

Wettkampfholz aus verantwortungsvoller Plantagen- und Forstwirtschaft

Weltweit werden jährlich rund 320 Tonnen Holz für die inter­nationalen TIMBERSPORTS® Wettkämpfe benötigt. Zum Einsatz kommen schnell wachsende Pappeln von zertifizierten Plantagen sowie Weimuts­kiefer aus zertifizierter Wald­wirtschaft. Bei der Ernte des Holzes wird darauf geachtet, die natürliche Umgebung so weit wie möglich zu schonen. Nach den Wettkämpfen wird das Altholz ausnahmslos weiterverwendet, zum Beispiel in der Möbel­industrie, in der Spanplatten­produktion oder als Grund­lage für Bio­masse, Holz­pellets oder Energie aus nach­wachsenden Rohstoffen.

Unterstützung eines Trinkwasserbrunnen-Projekts in Ruanda

Der CO₂-Fußabdruck der World Trophy 2022 belief sich auf rund 90.500 Kilo­gramm. Die Berechnung erfolgte nach dem Standard des Greenhouse Gas Protocol sowie unter Berücksichtigung der Technical Specification ISO/TS 14067. Die Einhaltung dieser weltweit anerkannten Standards ermöglicht eine weitere externe Verifizierung und bietet die Möglichkeit, qualifizierte Klimaschutz­projekte in Höhe der verbleibenden Emissionen zu finanzieren. Im Fall der World Trophy 2022 handelte es sich um das Trink­wasser­brunnen-Projekt Gatsibo in Ruanda. Mit der verbesserten Trink­wasser­aufbereitung wird das Abkochen von Trink- und Brauch­wasser mit Brenn­holz um 70 Prozent reduziert.

Domenic Guagenti: „Unser Ziel ist, dass wir für die gesamte TIMBERSPORTS® Series so viele Emissionen wie möglich vermeiden. Den Emissionen, die wir nicht vermeiden können, stellen wir mit zertifizierten Klima­schutz­projekten einen positiven Beitrag entgegen. So tragen wir zum Erreichen der Nachhaltigkeits­ziele von STIHL bei. Mit der World Trophy 2022 ist der Anfang gemacht. Diesen Weg haben wir bereits beim zweiten Groß­event diesen Jahres, den Welt­meisterschaften im schwedischen Göteborg, konsequent weiterverfolgt.“

100%

des verwendeten Wettkampfholzes bei internationalen TIMBERSPORTS® Wettkämpfen werden recycelt.

Nach den Wettkämpfen wurde das Holz der Kompostierungsanlage der Stadt Wien zugeführt.

Grüner Lebensraum

Wald ist Leben. Für unzählige Pflanzen- und Tier­arten, aber auch für uns Menschen: Wir brauchen die Wälder als Wirtschafts- und Erholungs­raum, aber auch als CO₂-Speicher. Bei STIHL haben wir eine enge Verbindung zum Wald. Die Forst­wirtschaft hat uns großgemacht. Gerade deshalb ist uns die nachhaltige Entwicklung der Wälder ein besonderes Anliegen.

Leben an Land

Unser Unternehmen hat seine Wurzeln in der Forst­wirtschaft. Die achtsame und lang­fristige Pflege und Bewirtschaftung der Wälder sind für uns Erfolgs­grundlage und Selbst­verpflichtung. Wir verurteilen illegalen Holz­einschlag, Brand­rodungen und Rodungen durch schweres Gerät – nicht nur in besonders sensiblen tropischen Regenwäldern. Solche Praktiken schädigen den Fort­bestand der Wälder und damit uns alle. STIHL engagiert sich weltweit für einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wald: Wir unterstützen Auf­forstungen und den Wieder­aufbau geschädigter Wälder. Damit tragen wir zur Erreichung des UN-Ziels „Leben an Land“ (Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, SDG 15) bei.

Wald schützen, Wald pflanzen

In Wieder­aufforstungs- und Bewirtschaftungs­projekten möchte STIHL dazu beitragen, den vor allem in tropischen Regen­wäldern bereits entstandenen Schaden zu mindern. Diese Projekte stellen eine sozial und ökologisch nachhaltige Nutzung der Wälder in den Mittel­punkt, die die Interessen der lokalen Bevölkerung ebenso wie die der Natur berücksichtigt. Langfristiger Schutz vor weiterer Zerstörung erfordert vor allem, die lokale Bevölkerung aktiv einzubeziehen: Teile der degradierten Flächen müssen so be­wirtschaftet werden, dass sie den Menschen eine attraktive Lebens­grundlage bieten. Erst dann können der Erhalt des bestehenden und die Wieder­aufforstung des zerstörten Waldes ein gemeinsames Interesse werden. Dazu unterstützen wir weltweit Projekte – unter anderem in Brasilien das Instituto Floresta Tropical sowie in Deutschland das Bergwald­projekt e. V. – und beteiligen uns auf den Philippinen am National Greening Program. STIHL finanziert und begleitet zudem Forschungs- und Hilfs­projekte, die Konzepte und Ansätze für eine nachhaltige Forst­wirtschaft in ausgewählten Zonen des tropischen Regen­waldes entwickeln. Daneben setzt STIHL seinen langjährigen Austausch mit Nicht­regierungs­organisationen (NGOs) fort. Zudem haben 2022 Vertreter von STIHL im Rahmen unsere Kooperation mit Fairventures Worldwide auf Borneo den persönlichen Austausch mit Klein­bäuerinnen und -bauern vor Ort gesucht. Fairventures setzt sich in Uganda und auf Borneo mit einem agro­forstwirtschaft­lichen Ansatz dafür ein, bereits degradierte und abgeholzte Flächen unter Einbezug der lokalen Bevölkerung aufzuforsten.

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter packen selbst an, wenn es um den Wald geht: In unserer Vertriebs­zentrale im hessischen Dieburg fand 2022 die erste Baumpflanz­aktion statt. STIHL Beschäftigte haben eine geschädigte Wald­fläche mit Stiel­eichen, Edel­kastanien und Berg­ahornen aufgeforstet. Außerdem haben sie einen Wald­rand angelegt und dazu verschiedene Sträucher, Feld­gehölze und seltene Wildobst­gehölze gepflanzt.

Wald­forscher

Den Wald lokal, legal und nachhaltig nutzen – dies ist das gemeinsame Ziel unserer Regenwald­kooperation in Bolivien. Mit einem Feld­experiment der bolivianischen NGO IBIF (Instituto Boliviano de Investigación Forestal) in Zusammen­arbeit mit der Professur für Waldbau an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg konnte die motor­manuelle Holz­nutzung nicht nur optimiert, sondern auch legalisiert werden – ein großer Gewinn für die Menschen vor Ort und für den Erhalt des bolivianischen Regenwaldes.

Die Chinquitania ist eine über 16 Millionen Hektar große Trocken­waldregion im Osten Boliviens mit einer einzigartigen Bio­diversität. Sie ist Heimat von mehreren indigenen Völkergruppen.
Es wird als Team zusammen daran gearbeitet, die Bäume zu fällen und noch im Wald zu zerlegen.

In der Chiquitania, einer Wald­region im Osten Boliviens, nimmt der Druck auf den Wald und die dortige Bevölkerung stetig zu. Immer mehr Wald­fläche mit ihrer einzigartigen Bio­diversität wird für die land­wirtschaftliche Nutzung zerstört. Deshalb wurde auf einer Projekt­waldfläche seit 2018 viel getestet und experimentiert. Die zentrale Frage: Wie gelingt es, ein effizientes Wald­bewirtschaftungs­system zu etablieren, das die indigene Bevölkerung legal an der Wert­schöpfung beteiligt und ihr eine langfristige Lebens­grundlage bietet – und dies beim gleichzeitigen Erhalt des Waldes mit seiner natürlichen Regenerationsfähigkeit?

Um dies zu untersuchen, initiierten Prof. Dr. Benno Pokorny von der Universität Freiburg und PhD Nataly Ascarrunz vom IBIF gemeinsam mit ausgewählten indigenen Gemeinden in der Chiquitania eine Feld­studie. „Die bolivianische Gesetzgebung verbietet, gefällte Bäume direkt im Wald mit der Motor­säge zu verarbeiten. Stattdessen müssen die schweren Stämme mit großen und teuren Maschinen aus dem Wald geholt und zu weit entfernten Säge­werken transportiert werden. Dies verursacht nicht nur erhebliche Schäden im Wald, sondern macht es der indigenen Bevölkerung auch de facto unmöglich, ihren eigenen Wald selbstständig, effizient und legal zu nutzen“, erklärt Prof. Dr. Pokorny.

Ein möglichst großer Teil der Wert­schöpfung soll in der Hand der dort lebenden Menschen sein. Der Baum wird vor Ort zu Brettern oder Möbel­stücken weiterverarbeitet.

Um zumindest etwas Geld zu verdienen, nutzt die Bevölkerung den Wald in­offiziell oft dennoch – immer mit der Gefahr, erwischt und hart bestraft zu werden. Technische und logistische Unzulänglichkeiten sorgen für zusätzliche Ineffizienz, oft mindere Holzqualität und niedrige Verkaufs­preise. Gemeinsam mit dem bolivianischen STIHL Importeur Hiller und indigenen Wald­bewohnerinnen und -bewohnern wurden erfolgreich Techniken getestet, um die Qualität und Produktivität der Holz­aufarbeitung zu verbessern. „Neben Schulungen zur Verwendung der richtigen Säge­ketten und zu deren Pflege erhöhen weitere Hilfs­mittel, wie eine mobile Säge­führungs­schiene, die Qualität der gesägten Bretter deutlich. Für deren umwelt­freundlichen Abtransport sorgen Pferde­rücker“, freut sich James Johnson, der Projekt­verantwortliche des IBIF vor Ort. „Dazu, die Erlöse gerecht zu verteilen und eine Über­nutzung von kommerziell interessanten Baum­arten zu vermeiden, sind zudem eine entsprechende Planung und Kontrolle erforderlich“, erklärt Johnson weiter.

Fast

50%

der Landfläche Boliviens sind von
Wald bedeckt.

Die Studie, die trotz erheblicher Auswirkungen der Corona-Pandemie erfolgreich abgeschlossen wurde, konnte belegen, dass die motor­manuelle Wald­nutzung dringend benötigte lokale Einkommen generieren kann. Anders als bei der groß­flächigen Holz­nutzung mit schwerem Gerät wird zudem nur ein Bruch­teil an Schäden verursacht, von denen sich der Wald selbst regenerieren kann.

Diese Ergebnisse haben einen wichtigen Beitrag zur Revision der bolivianischen Forst­gesetz­gebung geleistet. Die zuständigen Behörden erlauben es lokalen Wald­nutzerinnen und -nutzern nun, Baum­stämme mit der Motor­säge direkt im Wald zu verarbeiten. So können die indigenen Gemeinden endlich ihren Wald selbst nutzen, ohne von großen Holz­betrieben abhängig zu sein. Mit einem Folge­projekt soll nun die erprobte motor­manuelle Wald­bewirtschaftung in den indigenen Gemeinden weiter etabliert und skaliert werden, sodass künftig mehr indigene Familien ihren Wald legal, gewinn­bringend und schonend nutzen können.

Prof. Dr. Benno Pokorny initiierte ein Forschungs­projekt, um herauszufinden, wie der Wald von den Menschen vor Ort bewirtschaftet werden kann, ohne zerstört zu werden.

»Bisher war es in Bolivien verboten, gefällte Bäume direkt im Wald mit der Motorsäge zu Brettern zu verarbeiten.«

Prof. Dr. Benno Pokorny
Professor für Waldbau, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Nachhaltige Waldnutzung studieren

Ein Konsortium von Universitäten und Forschungs­einrichtungen unter Leitung der katholischen Universität San Pablo in Cochabamba, Bolivien, bereitet gerade den Start eines neuen internationalen Master­studiengangs „Agroforstwirtschaft und sozio­ökologische Restaurierung“ vor. STIHL unterstützt diese Initiative mit Stipendien für Studierende, um dringend benötigte Fachleute für die Anwendung der nachhaltigen klein­bäuerlichen Agroforstsysteme zu qualifizieren.

Das praxis­bezogene Master­programm bietet Studierenden an, die Konzeption und Implementierung von Agro­forst­systemen unter der Anleitung von anerkannten Expertinnen und Experten und im direkten Kontakt mit lokalen Akteurinnen und Akteuren zu studieren. Der Studiengang wurde bereits offiziell akkreditiert. Studierende aus aller Welt können das neue Angebot voraussichtlich ab Herbst 2023 nutzen.

Diese Themen könnten Sie auch interessieren …

Produkte und Innovation
Produkte und Innovation

Wir wollen den Menschen die Arbeit in und mit der Natur erleichtern. Dazu entwickeln wir Produkte und Technologien, die Innovation, Qualität und Langlebigkeit vereinen.

Mehr lesen
Lieferkette
Lieferkette

Mit unseren Zulieferern vereinen wir Qualität, Preis, Verfügbarkeit sowie Rechtssicherheit und achten gemeinsam darauf, Emissionen zu senken und Ressourcen zu schonen.

Mehr lesen