Dr. Michael Prochaska und Prof. Dr. Andreas Rigling über die Bedeutung von Wäldern und Möglichkeiten für eine nachhaltige Forstwirtschaft
Lokal verwurzelt, global gewachsen
Bei STIHL verbinden wir Wurzeln mit Wachstum. In unseren bald 100 Jahren Firmengeschichte sind wir vom schwäbischen Familienbetrieb zum Weltunternehmen geworden. Was dabei stets gleich geblieben ist: Kern unseres Handelns sind Mensch und Natur und deren Kraft zu wachsen. Das wollen wir auch künftig fördern.
Die STIHL Gruppe ist weltweit führender Hersteller von Motorsägen und -geräten. Seit 1971 sind wir die meistverkaufte Motorsägenmarke weltweit. Aus dem Unternehmen, das Andreas Stihl 1926 in Bad Cannstatt (Baden-Württemberg) gegründet hat, ist eine weltumspannende Firmengruppe gewachsen.
Allein unser Produktionsverbund umfasst heute Werke in sieben Ländern. Unter anderem Magnesiumgussteile, Sägeketten und Vergaser fertigen wir in Eigenregie. Jüngster Zuwachs in der STIHL Gruppe ist der amerikanische Schalldämpferhersteller COSMOS, mit dem uns jahrzehntelange Geschäftsbeziehungen verbinden und den wir Ende 2022 übernommen haben.¹ Mit unserer neuen Produktionsgesellschaft in Illinois (USA) stärken wir unsere Lieferkette in Zeiten globaler Unsicherheiten noch weiter und können unsere hohe Wertschöpfungstiefe sichern.
¹ Die Daten von COSMOS sind in diesem Nachhaltigkeitsbericht noch nicht enthalten.
Unser Tätigkeitsfeld
Unsere Kernkompetenz besteht in der Entwicklung, der Fertigung und dem Vertrieb von handgetragenen motorbetriebenen Geräten für die Forst- und Landwirtschaft, die Landschaftspflege, die Bauwirtschaft sowie private Gartenbesitzerinnen und -besitzer. Neben Motorsägen umfasst unser Angebot zahlreiche Geräte wie Motorsensen, Heckenscheren, Blas- und Sprühgeräte, Reinigungsgeräte, Trennschleifer, Bohrgeräte, Rasenmäher und Mähroboter.
Dabei befindet sich STIHL in der Transformation vom Maschinenbauer zum Mechatronik- und Softwareunternehmen. Wir investieren zunehmend in die Digitalisierung unserer Produkte und Dienstleistungen. Bereits seit 2009 setzt STIHL außerdem verstärkt auf akkubetriebene Geräte. Zwar wollen wir auch das Benzin-Geschäft umweltfreundlich gestalten und so lange wie möglich erhalten – das Akku-Geschäft aber ist für uns der wichtigste Wachstumstreiber, weshalb wir uns konsequent an den damit verbundenen Kundenanforderungen ausrichten. Den Anteil von Akkus und Akku-Geräten am Gesamtabsatz wollen wir bis 2027 auf mindestens 35 Prozent steigern, für 2035 peilen wir 80 Prozent an. 2022 waren es 20 Prozent. Auf unserem Heimatmarkt Deutschland haben wir in den zurückliegenden zwei Jahren jeweils schon mehr akku- als benzinbetriebene Produkte verkauft. Wichtige Standortentscheidungen sind ebenfalls mit unserer Akku-Strategie verknüpft: Ab 2024 fertigen wir auch an unserem Stammsitz in Waiblingen Akku-Produkte, darüber hinaus bauen wir in Rumänien ein neues Werk für Akku- und Elektrogeräte auf, das ebenfalls 2024 den Betrieb aufnehmen soll.
Abgerundet wird unsere Produktpalette von Betriebsstoffen, Zubehör und persönlicher Schutzausrüstung. Wir unterstützen unsere Kundinnen und Kunden darüber hinaus mit digitalen Lösungen und Serviceangeboten. Unser Magnesium-Druckgusswerk in Weinsheim, der asiatische Vergaserhersteller ZAMA sowie COSMOS aus den USA bedienen auch Kundinnen und Kunden außerhalb des Unternehmensverbunds, zum Beispiel die Automobilindustrie.
Nachhaltiges Wirtschaften
Als unabhängiges Familienunternehmen haben wir schon immer in gewissem Sinne nachhaltig gehandelt. Wir wirtschaften langfristig und für Generationen, nicht kurzfristig für den Profit – sondern im Sinne des Unternehmens, unserer Kundinnen und Kunden, unserer Mitarbeitenden, der Natur und der Gesellschaft. Zu unseren Maximen zählen seit jeher ein hohes Verantwortungsbewusstsein gegenüber unserer Belegschaft, der Gesellschaft und der Umwelt sowie eine konsequente Kundenorientierung. Alles zusammen sichert unseren langfristigen Erfolg.
Unsere Kapitalstruktur mit einer Eigenkapitalquote von rund 62 Prozent ist sehr solide. Investitionen können wir grundsätzlich aus eigenen liquiden Mitteln tätigen, wodurch wir unsere Unabhängigkeit bewahren können. Wir wollen unsere Wertschöpfung langfristig steigern und somit unsere Wettbewerbsposition stärken, um auch in Krisen beständig zu bleiben und sichere Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten.
Gezielt investieren wir in mehr Nachhaltigkeit, auch um unser Geschäftsmodell zu erweitern: Über unsere Corporate-Venture-Einheit STIHL Ventures GmbH (ehemals STIHL Digital GmbH) unterstützen und kooperieren wir mit Start-ups, deren Innovationen uns dabei helfen, nachhaltige Produkte und Dienstleistungen für unsere Kundinnen und Kunden zu entwickeln.
Das Geschäftsjahr 2022
Die multiplen Krisen machen sich bemerkbar: Gegenüber dem wachstumsstarken Jahr 2021 ist der Absatz von STIHL 2022 leicht zurückgegangen, liegt aber nach wie vor auf einem hohen Niveau. Verantwortlich für den Rückgang waren die Folgen des Ukraine-Kriegs (insbesondere die Sanktionen und das Embargo gegen Russland), fortbestehende Materialengpässe und gestörte Lieferketten. Alles zusammen führte zu enormen Rückständen in der STIHL Produktion, sodass wir die anhaltend hohe Nachfrage nicht immer vollumfänglich bedienen konnten. Darüber hinaus spüren wir die Auswirkungen der Energiekrise und der Kostensteigerungen sowie des Fachkräftemangels.
Trotz allem haben wir den Umsatz gesteigert. Maßgeblich dafür waren positive Währungseffekte sowie Preiserhöhungen, durch die STIHL einen Teil der Mehrkosten kompensieren konnte. Mit unseren mehr als 20.500 Mitarbeitenden erzielten wir einen Erlös in Höhe von 5,5 Milliarden Euro (Vorjahr: 5,06 Milliarden Euro). Das entspricht einem Plus von 8,6 Prozent.
Gute Unternehmensführung bei STIHL bedeutet, Verantwortung zu übernehmen und das eigene Handeln an Nachhaltigkeit auszurichten. Alle STIHL Gesellschaften sind unter dem Dach der STIHL Holding AG & Co. KG vereint. Seit 2002 führt ein familienfremder Vorstand das operative Geschäft der STIHL Gruppe. Er besteht aus sechs Mitgliedern. Die Aufteilung der Vorstandsressorts unter den Mitgliedern des Vorstands ist in der Geschäftsordnung des Vorstands geregelt. Der Vorstand wird durch den Aufsichtsrat der STIHL AG bestellt.
Entsprechend dem Gesellschaftsvertrag der STIHL Holding AG & Co. KG und der Satzung der STIHL AG trifft der Beirat der STIHL Holding AG & Co. KG nahezu alle bedeutenden und strategischen Entscheidungen, die vom Vorstand erarbeitet und vorgeschlagen werden. Der Beirat hat acht Mitglieder und besteht zur Hälfte aus Vertretern der jeweiligen Gesellschafterfamilien. Die andere Hälfte setzt sich zusammen aus externen Vertretern, die von den Gesellschaftern bestimmt werden. Der Aufsichtsrat hat zwölf Mitglieder. Die Aufgaben des Aufsichtsrats der STIHL AG sind per Gesetz definiert. Gemäß dem deutschen Mitbestimmungsrecht besteht der Aufsichtsrat aus jeweils sechs Anteilseigner- und Arbeitnehmervertretern. Die Anteilseignervertreter werden von der Hauptversammlung der STIHL AG auf Vorschlag der Gesellschafter gewählt. Die Belegschaft der deutschen Standorte wählt alle fünf Jahre vier der Arbeitnehmervertreter. Zwei Arbeitnehmervertreter werden von der Gewerkschaft IG Metall entsandt. Sowohl der Aufsichtsrat (gemäß § 27 Abs. 3 Mitbestimmungsgesetz) als auch der Beirat haben einen Personalausschuss gebildet.
Wesentliches Kriterium für die Besetzung der Gremien seitens der Gesellschafter ist eine geeignete Qualifikation. Die externen Vertreter sollen dem Unternehmen insbesondere mit ihrer Expertise, ihrer Erfahrung und ihrem Know-how beratend zur Seite stehen. Überkreuzbeteiligungen mit Lieferanten bestehen nicht. Ebenso fanden keine Geschäfte zu marktunüblichen Konditionen mit nahestehenden Personen oder Unternehmen statt.
Die Beirats- und Aufsichtsratsmitglieder erhalten jeweils eine feste Vergütung und ein Sitzungsgeld. Die Vorstandsvergütung besteht aus einem fixen Bestandteil sowie einem variablen Anteil, der sich am Unternehmenserfolg orientiert. Nachhaltigkeitsaspekte werden hierbei nicht gesondert berücksichtigt. Für die Festlegung der Vergütung von Beirat, Aufsichtsrat und Vorstand wird auf Marktvergleiche externer Vergütungsexperten zurückgegriffen.
Vorsitzender des Beirats und Aufsichtsrats ist Dr. Nikolas Stihl, der den Vorsitz 2012 von seinem Vater Hans Peter Stihl übernommen hat. Hans Peter Stihl ist Ehrenvorsitzender beider Gremien und persönlich haftender Gesellschafter der STIHL Holding AG & Co. KG.
Durch den Tod von Eva Mayr-Stihl im vergangenen Jahr hat sich die Gesellschafterstruktur von STIHL verändert: Zu Lebzeiten hielt sie 25 Prozent der Kommanditanteile an der STIHL Holding AG & Co. KG. Mit dem Ableben von Eva Mayr-Stihl tritt die von ihr mitgegründete Eva Mayr-Stihl Stiftung mit einer reduzierten Beteiligung in den Gesellschafterkreis von STIHL ein. Die hohe finanzielle Stabilität des Unternehmens bleibt dabei gesichert.
Risikomanagement
Für STIHL als weitsichtig handelndes Unternehmen ist ein vorausschauendes Risikomanagement integraler Bestandteil seiner Entscheidungs- und Geschäftsprozesse. Es stellt eines von vielen Steuerungs- und Kontrollsystemen dar, die die STIHL Gruppe zur Messung, Überwachung und Steuerung von Risiken nutzt. Die operativen Bereiche betreiben im Rahmen ihrer funktionalen Verantwortung ein individuelles Risikomanagement. Die identifizierten Unternehmensrisiken werden regelmäßig besprochen, bewertet und berichtet. Jährlich erfolgen zudem eine Überprüfung und Anpassung der möglichen Risikofelder, um neue und sich entwickelnde Risiken frühzeitig zu identifizieren, zu bewerten und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Dabei kommen weltweit einheitliche Bewertungsgrundsätze und Prozesse zum Einsatz, die im Regelwerk verankert sind.
Organisatorisch wird das Risikomanagementsystem der STIHL Gruppe durch die Stabsabteilung Interne Revision betreut, die direkt an den Vorstandsvorsitzenden berichtet. Das Risikomanagement liegt in der Verantwortung des Vorstands und die Ergebnisse werden regelmäßig an den Beirat kommuniziert. Gemeinsam wird über die Definition weiterer Unternehmensrisiken entschieden, die dann von den einzelnen Verantwortlichen nachgehalten werden. Jedes Risiko im Risikoinventar wird mit geeigneten Maßnahmen überwacht und abgesichert.
Compliance
Compliance steht für die Einhaltung von gesetzlichen und unternehmensinternen Bestimmungen. Sie ist für alle Beschäftigten eine Verpflichtung für das eigene Handeln innerhalb des Unternehmens und nach außen. Unser Handeln orientiert sich stets an den Grundwerten Aufrichtigkeit, Gesetzestreue und Fairness. Wir halten die Gesetze in den Ländern, in denen wir tätig sind, ein. Handeln wir nicht im Einklang mit den Gesetzen und unseren selbstgesetzten Standards, so kann dies zu Reputationsverlust in der Öffentlichkeit, finanziellem Verlust und strafrechtlichen Konsequenzen führen. Es liegt in unserer gemeinsamen Verantwortung, den Unternehmenserfolg nachhaltig zu sichern und die Reputation der STIHL Gruppe zu schützen.
Wir wenden uns konsequent gegen Korruption und Bestechung. Unsere Werte sind in der STIHL Unternehmenskultur sowie seit 2022 in unserem neuen Verhaltenskodex festgehalten. Sie dienen unseren Beschäftigten als Richtschnur für ihr Handeln im Unternehmen sowie gegenüber Geschäftspartnern.
In allen STIHL Gesellschaften gelten lokale Richtlinien, um die Gesetzeskonformität intern wie extern sicherzustellen. Im Fokus stehen dabei insbesondere das effektive Unterbinden von Korruption und Interessenkonflikten sowie das Vermeiden von Kartellverstößen. Neue gesetzliche Vorgaben behalten wir durch kontinuierliches Monitoring im Blick, und wir tauschen uns darüber mit Expertinnen und Experten aus, zum Beispiel im Rahmen von Verbänden. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schulen wir entsprechend den ihnen übertragenen Aufgaben regelmäßig. Um das Korruptionsrisiko möglichst gering zu halten, wendet STIHL Regelungen zur Funktionstrennung an und setzt auf Genehmigungsverfahren sowie das Vieraugenprinzip.
Ein Corporate Compliance Officer koordiniert alle operativen Compliance-Themen. Er berichtet an den Vorstand Personal und Recht und ist die erste Kontaktperson bei Fragestellungen zu Compliance. Der Verantwortliche arbeitet eng mit den Bereichen Interne Revision, Risikomanagement und Recht zusammen.
STIHL entwickelt das Compliance-Management-System unter den Aspekten Vermeidung, Früherkennung und Reaktion permanent weiter, um auch weiterhin gesetzeskonform und im Einklang mit unseren Werten zu wirtschaften. Dazu haben wir 2021 eine Compliance-Risikoanalyse im Waiblinger Stammhaus begonnen und diese im Berichtsjahr auf die gesamte Gruppe ausgedehnt; ihr Abschluss ist für 2023 geplant. Wir konnten bisher keine wesentlichen Risiken feststellen, die Sofortmaßnahmen notwendig gemacht hätten.
Als wichtiges Werkzeug zur Vorbeugung von Compliance-Verstößen haben wir 2022 für die Mitarbeitenden einen neuen Verhaltenskodex entwickelt, der auf den Prinzipien der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO) beruht und in dem wir uns zur Einhaltung der international anerkannten Menschenrechte bekennen. Der STIHL Verhaltenskodex wurde von Vorstand und Beirat verabschiedet. Er wurde Ende 2022 zunächst intern auf verschiedenen Plattformen in Deutsch und Englisch veröffentlicht und wird seither sukzessive gruppenweit ausgerollt. Weitere Sprachversionen sind geplant, um alle STIHL Beschäftigten weltweit bestmöglich zu erreichen.
Unser Schulungskonzept haben wir mit Fokus auf den Verhaltenskodex sowie die Themen Korruptionsbekämpfung und Kartellrecht weiterentwickelt. Diese Schulungen sind für alle STIHL Mitarbeitenden verpflichtend; für besonders exponierte Fachbereiche vertiefen wir die Inhalte zusätzlich. Als weitere Präventionsmaßnahme hat STIHL zunächst in Deutschland ein Hinweisgebersystem eingerichtet, das bis Ende 2022 gruppenweit ausgerollt wurde. Darüber können Beschäftigte, Geschäftspartner oder Dritte Verdachtsfälle auch anonym melden. 2022 sind 19 Hinweise im System eingegangen, denen STIHL entsprechend einem vereinbarten Prüfungsprozess nachgegangen ist. Bestätigt hat sich lediglich ein Verdachtsfall, bei dem gegen eine interne Richtlinie verstoßen wurde. STIHL integriert auch das am 01.01.2023 in Kraft getretene Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) in die Compliance-Arbeit. Im Berichtsjahr haben wir dazu ein Projekt gestartet, das Risikoanalysen aller Geschäftsbereiche mit Blick auf das LkSG und die Dokumentation in unserem internen System (vgl. Lieferantenmanagement, S. 62) umfasst. Auch unser Hinweisgebersystem werden wir entsprechend den Vorgaben des LkSG zu Beschwerdeverfahren anpassen.
Die STIHL Gruppe hat in einem seit 2020 laufenden Auskunftsverfahren mit dem Bundeskartellamt zusammengearbeitet. Dabei geht es um eine Klausel, die in einigen Verträgen zwischen der für den deutschen Markt zuständigen STIHL Vertriebsgesellschaft und STIHL Fachhändlern verwendet wurde. Nach Einschätzung des Amts hat diese Klausel gegen das Kartellrecht verstoßen. STIHL hält diese Einschätzung für falsch und hat daher Beschwerde beim OLG Düsseldorf eingelegt.
STIHL und seine Mitarbeitenden engagieren sich in unterschiedlichen Verbänden und Initiativen (Auszug):
BDG – Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie (Düsseldorf, Deutschland)
Auch in schwierigen Zeiten bleibt Nachhaltigkeit unser Kompass. Sie muss es bleiben, denn sie ist der Schlüssel zur Lösung aller wesentlichen Herausforderungen weltweit. STIHL integriert konsequent Nachhaltigkeit in unternehmerische Entscheidungen und in Managementsysteme.
Im Jahr 2022 hat der russische Krieg in der Ukraine viele andere Themen aus den Nachrichten verdrängt. Damit sind die Herausforderungen, vor denen wir auch schon vor dem Krieg standen, aber nicht gelöst. So sehr Frieden eine Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung ist, so ist es auch das Bewusstsein, dass die Welt mit der bisherigen ressourcen- und treibhausgasintensiven Wirtschaftsweise nicht weitermachen kann. Das gilt auch für Menschenrechtsverletzungen rund um den Erdball. In einer wirtschaftlich, ökologisch und sozial nachhaltigen Welt haben sie keinen Platz. STIHL setzt sich im Rahmen seines Einflussbereichs für mehr Nachhaltigkeit ein. Wir wollen Teil der Lösung sein. Deshalb haben wir im Jahr 2021 beschlossen, unsere Unternehmenstätigkeit so auszurichten, dass negative ökologische Auswirkungen immer weiter reduziert werden und wir unsere Sorgfaltspflichten, auch was Menschenrechte angeht – etwa in der Lieferkette –, konsequent wahrnehmen.
Wesentliche Weichen wurden bereits 2021 gestellt, darunter die Benennung eines gruppenweiten Nachhaltigkeitsbeauftragten, die Installation eines Steuerungskreises Nachhaltigkeit und die Erarbeitung einer Wesentlichkeitsanalyse und von gruppenweiten Zielen. Damit haben wir der nachhaltigen Unternehmensstrategie bei STIHL eine Zielrichtung gegeben, die realistisch ist und die Themen identifiziert, an denen wir arbeiten müssen. Die seit 2016 bestehende Nachhaltigkeitspolitik von STIHL ist somit zu einer geschäftlich relevanten Nachhaltigkeitsstrategie weiterentwickelt worden.
Wesentliche Themen
Ziel der Strategie ist es, die vielen bestehenden Nachhaltigkeitsaktivitäten im Unternehmen zu bündeln und ihnen mehr Schub zu geben. Denn wir wollen einen messbaren Beitrag zum Erreichen der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen leisten. Die 17 Ziele wurden im Jahr 2015 im Rahmen der Agenda 2030 von der Weltgemeinschaft verabschiedet und sollen bis 2030 in zentralen Fragen der nachhaltigen Entwicklung spürbare Verbesserungen bringen.
Als Unternehmen ist es uns wichtig, dass wir unseren Beitrag dort leisten, wo wir Expertise mitbringen und Einflussmöglichkeiten haben. Gleichzeitig wollen wir uns mit ausgewählten Themen in der Öffentlichkeit positionieren. Und schließlich wollen wir mit den eingeleiteten Maßnahmen auch neue gesetzliche Anforderungen erfüllen, wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz in Deutschland und die europäische Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die ab dem Geschäftsjahr 2025 für uns verpflichtend ist. Die Nachhaltigkeitsstrategie ist daher für uns kein Selbstzweck, sondern bildet eine wesentliche Komponente unserer Unternehmensstrategie und richtet sie auf eine nachhaltige Zukunft aus. Die Strategie wurde unter Einbezug interner und externer Stakeholder entwickelt, im Oktober 2021 im Vorstand diskutiert und im Dezember 2021 durch den Beirat beschlossen.
Im Ergebnis kristallisierten sich elf wesentliche Themen für STIHL heraus, darunter vier Umweltaspekte: Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und Materialmanagement, Vermeidung von Umweltverschmutzung sowie Schutz der Biodiversität. Die elf Themen haben wir (mit Überschneidungen) drei strategischen Fokusfeldern zugeordnet: Ökosysteme, Kreisläufe und Sorgfalt. Sie bilden die Basis für das Nachhaltigkeitsmanagement (vgl. Wesentlichkeitsmatrix, S. 18).
Wesentlichkeitsmatrix
Die drei Fokusfelder korrespondieren jeweils mit zwei SDGs: das Fokusfeld Ökosysteme mit SDG 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz) und SDG 15 (Leben an Land), das Fokusfeld Kreisläufe mit SDG 12 (Nachhaltige/r Konsum und Produktion) und SDG 9 (Industrie, Innovation und Infrastruktur) sowie das Fokusfeld Sorgfalt mit SDG 8 (Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum) und SDG 3 (Gesundheit und Wohlergehen).
Strategische Fokusfelder
Nachhaltigkeitsmanagement
Um die strategischen Fokusfelder zu operationalisieren, arbeiten der Nachhaltigkeitsbeauftragte und der Steuerkreis Nachhaltigkeit Hand in Hand. Der Nachhaltigkeitsbeauftragte hat die fachliche Leitung des Steuerkreises Nachhaltigkeit inne, der vier Mal im Jahr zusammenkommt. Er bereitet Vorstandsentscheidungen vor und gibt Empfehlungen. Im Steuerkreis wird zu allen Nachhaltigkeitsprojekten informiert und berichtet, und er stößt bei Bedarf neue Projekte an.
Die Vorstände Personal und Recht, Produktion und Materialwirtschaft sowie Entwicklung nehmen permanent an den Sitzungen des Steuerkreises teil; die beiden erstgenannten agieren als Paten. Jedes Vorstandsressort ist durch eine Führungskraft aus der zweiten Ebene im Steuerkreis Nachhaltigkeit vertreten, verstärkt durch weitere Expertinnen und Experten aus dem Unternehmen. Der Nachhaltigkeitsbeauftragte ist im Ressort des Vorstands Personal und Recht angesiedelt. Er informiert regelmäßig und bei Bedarf ad hoc im Gesamtvorstand und Beirat zu allen strategisch relevanten Nachhaltigkeitsthemen. Der Vorstand gibt die Nachhaltigkeitsberichterstattung frei, dem Beirat wird diese ebenfalls vorgelegt.
Im Berichtsjahr 2022 wurden zahlreiche Initiativen gestartet, die in den kommenden Jahren weitergeführt werden. Ein Fokus lag dabei auf dem Energiemanagement, um rasch zu messbaren Einsparungen zu kommen. Insbesondere den fossilen Energieverbrauch, das heißt den Verbrauch von Erdgas und -öl, wollen wir unternehmensweit bis 2030 um 40 Prozent gegenüber 2019 reduzieren. Auf dem Weg zur Verwirklichung dieses und anderer Ziele wurden Vorgaben an die Produktions- und Vertriebsunternehmen in der STIHL Gruppe entwickelt und mit den Unternehmen diskutiert. Dabei wirken alle Abteilungen mit, die für die Umsetzung der Ziele jeweils erforderlich sind – am Ende soll es ein partizipativer Umsetzungsweg sein, bei dem das Ziel vorgegeben wird, der Weg zum Ziel aber nicht. Da der Prozess viele Beteiligte erfordert, konnte er im Berichtsjahr nur angestoßen, aber nicht abgeschlossen werden. Auch Schulungen spielen eine wichtige Rolle, um die Beteiligten zu befähigen, die an sie gestellten Erwartungen zu erfüllen. Dies betrifft Führungskräfte ebenso wie Mitarbeitende.
Nachhaltigkeitsorganisation der STIHL Gruppe
Nachhaltigkeitsziele
Die Ziele der drei Fokusfelder Ökosysteme, Kreisläufe und Sorgfalt gliedern sich in einen kurzfristig zu erreichenden Zeithorizont von ein bis zwei Jahren sowie längerfristige Ziele von drei Jahren und mehr.
Ökosysteme
Klimaschutz
Ab 2022
Klimaneutralität bei Scope 1 und 2 in allen Produktionsgesellschaften
2022 erreicht durch Ausgleichszertifikate
Zum Inhalt
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Ab 2023
Klimaneutralität bei Scope 1 und 2 in allen Vertriebsgesellschaften
Ab 2023 erreicht durch Ausgleichszertifikate
Zum Inhalt
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2022
Entwicklung von Reduktionszielen für Scope-3-Emissionen
2022
Definition von Maßnahmen und Zielen zu mehr Transparenz und Stärkung von Vielfalt und Inklusion in der Belegschaft
In Planung für 2023
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Menschen- und Arbeitnehmerrechte
Ab 2022
Lieferkettenmanagement in Übereinstimmung mit neuer Gesetzgebung und jährliche Durchführung von drei tiefgehenden Risikoanalysen für risikobehaftete Lieferketten
Lieferkettenmanagement nach neuem Gesetz ausgerichtet. Risikoanalysen 2022 gestartet
Zum Inhalt
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Governance und Compliance
Bis 2022
Entwicklung abgeleiteter Nachhaltigkeitsziele für jede STIHL Gesellschaft
Aufnahme von „Nachhaltigkeit“ in das Unternehmenszielsystem und Definition von Kennzahlen
Vorgaben entwickelt und mit Gesellschaften diskutiert, laufende Weiterentwicklung
Integration von Nachhaltigkeitskriterien für alle wesentlichen Entscheidungsprozesse
Laufender Prozess
Stakeholderdialog
STIHL ist in der Geschäftstätigkeit mit einer Vielzahl gesellschaftlicher Akteurinnen und Akteuren vernetzt. Bei der Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie haben wir einige von ihnen direkt involviert – durch Befragungen und die aktive Teilnahme an Workshops. Andere waren indirekt vertreten, indem deren öffentlich bekannte Positionen berücksichtigt wurden.
Im Rahmen der ISO-Zertifizierungen von Managementsystemen zu Qualität, Umwelt, Arbeitsschutz und Energie werden regelmäßig die Erwartungen und Anforderungen an STIHL erhoben und bewertet. Relevante Ergebnisse fließen in die Gestaltung von Produkten und Prozessen ein.
Darüber hinaus stehen wir mit einem breiten Spektrum an Kommunikationsinstrumenten in ständigem Austausch mit den meisten Stakeholdern. Bei den Beschäftigten sind dies interne Kommunikationskanäle wie das Intranet, Betriebsversammlungen, Videobotschaften, Aushänge, Mitarbeitergespräche, Mitarbeiterbefragungen und das betriebliche Vorschlagswesen. Mit privaten und gewerblichen Kundinnen und Kunden sowie dem Fachhandel kommunizieren wir über Befragungen, auf Messen und Kongressen, den Kundenservice, die Hotline, Social Media, die Website etc. Lieferanten werden über direkte Gespräche, Verhandlungen, Selbstauskünfte und Audits eingebunden, Behörden über persönliche Kontakte und die Beteiligung an Projekten, die Wissenschaft durch gezielte Kooperationen mit Hochschulen und Zusammenarbeit bei Projekten. Mit Nichtregierungsorganisationen arbeiten wir bei lokalen/regionalen Projekten direkt zusammen und unterstützen sie dabei auf vielfältige Weise. Über eine aktive Pressearbeit sowie unsere Website und dort gegebene Dialogmöglichkeiten stehen wir mit einem weiteren größeren Spektrum an Stakeholdern in Kontakt, wie etwa Medien und der allgemeinen Öffentlichkeit. Wir sind an einem aktiven Austausch und an Feedback interessiert, bemühen uns, alle seriösen Anliegen zufriedenstellend zu bedienen, und nutzen die Anregungen für die eigene Weiterentwicklung.
Stakeholder bei STIHL
Unternehmen und Strategie
Naturtalent Wald
Über die Bedeutung von Wäldern und Möglichkeiten für eine nachhaltige Forstwirtschaft sprechen Dr. Michael Prochaska, STIHL Vorstand Personal und Recht sowie Vorstandspate für Nachhaltigkeit, und Prof. Dr. Andreas Rigling, Professor für Waldwachstum und globale Veränderungen an der ETH Zürich.
Dr. Michael Prochaska STIHL hat seine Wurzeln in der Forstwirtschaft, deshalb sehen wir uns gegenüber den Wäldern der Erde in besonderer Weise verpflichtet. Wir sind uns aber auch bewusst, dass die Wälder vor großen Herausforderungen stehen. Wo liegen denn die größten Probleme?
Prof. Dr. Andreas Rigling Da gibt es zum einen den Klimawandel. Vor allem Hitze und Trockenheit schwächen die Bäume und reduzieren deren Abwehrmechanismen gegen Schädlinge. Zum anderen schreitet die Entwaldung in vielen Gegenden der Welt weiter voran. Diese Faktoren sind in vielerlei Hinsicht dramatisch: Wälder sind Lebensraum für rund 80 Prozent aller Landlebewesen auf der Erde und gleichzeitig der größte Kohlenstoffspeicher weltweit. Jährlich werden rund zwei Milliarden Tonnen CO₂ von ihnen aufgenommen.
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Milliarden Tonnen Kohlenstoff nehmen die Wälder aus der Atmosphäre und der Erde jährlich auf.
»Wir sehen uns gegenüber den Wäldern der Erde in besonderer Weise verpflichtet.«
Dr. Michael Prochaska
STIHL Vorstand Personal und Recht
Dr. Michael Prochaska Und das CO₂ bleibt im Holz gebunden, solange der Rohstoff nicht energetisch genutzt wird.
Prof. Dr. Andreas Rigling Genau, im Idealfall sollte Holz nach der Ernte möglichst lange im System gehalten und zum Beispiel in der Bau- oder Möbelindustrie verwertet werden. Nachhaltigkeit fängt aber schon viel früher an. Es braucht beispielsweise eine bodenschonende Holzernte. In der im Boden gespeicherten Biomasse des Waldes sind etwa 50 Prozent des Kohlenstoffs gespeichert. Wenn man die Wälder brandrodet, großflächig kahl schlägt oder den Boden mit schwerem Gerät bearbeitet, entweicht dieser Kohlenstoff in die Atmosphäre.
Dr. Michael Prochaska Wie sollte eine möglichst nachhaltige Bewirtschaftung dann aussehen? Wir beteiligen uns zum Beispiel an Projekten von Fairventures Worldwide. Die gemeinnützige Organisation unterstützt Kleinbäuerinnen und -bauern in den Tropen dabei, gerodete Regenwaldflächen mit heimischen Baumarten und verschiedenen Nahrungsmitteln zu bepflanzen, die der Bevölkerung Einkommensmöglichkeiten sichern.
Prof. Dr. Andreas Rigling Das ist ein guter Ansatz, denn wichtig ist dabei, dass die lokale Bevölkerung aktiv einbezogen wird und das Konzept Arbeitsplätze und Bildung generiert. Außerdem hat das Projekt auch auf der Kohlenstoffseite einen Effekt, weil die gepflanzten Bäume und langfristig gesicherten Wälder CO₂ binden. Dennoch ist es ganz entscheidend, Primärwälder zu schützen und die weitere Abholzung zu stoppen, denn die Auswirkungen der Abholzung auf Klima, Biodiversität und Wasserkreislauf sind gravierend.
Dr. Michael Prochaska STIHL finanziert und begleitet auch Forschungs- und Hilfsprojekte, die Ansätze für eine nachhaltige Forstwirtschaft entwickeln. Außerdem setzen wir seit vielen Jahren verstärkt auf akkubetriebene Geräte, die lokal emissionsfrei arbeiten. Zum Beispiel haben wir 2022 mit der MSA 300 die erste Akku-Motorsäge speziell für professionelle Arbeiten auf den Markt gebracht, mit der mittelstarke Bäume gefällt, entastet und abgelängt werden können.
Prof. Dr. Andreas Rigling ist Waldökologe und Professor für „Waldwachstum und globale Veränderungen“ an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich. Der gelernte Forstwart war davor 29 Jahre lang an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) Leiter der Forschungseinheit „Walddynamik“ und Mitglied der Direktion. Seine Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem auf den Auswirkungen von Umweltveränderungen auf die Wälder und darauf, wie die Waldbewirtschaftung angepasst werden kann.
»Nachhaltigkeit fängt schon bei der Holzernte im Wald an.«
Prof. Dr. Andreas Rigling
Professor für Waldwachstum
Prof. Dr. Andreas Rigling STIHL geht damit den richtigen Weg. Die Elektrifizierung in der Forsttechnik muss fortgesetzt werden. Darin liegt großes Potenzial – gerade im Hinblick auf die Reduzierung von schädlichen Emissionen.
Dr. Michael Prochaska Um nochmals auf den Klimawandel zu sprechen zu kommen: Wie müssen die Weichen heute gestellt werden, damit Wälder in Zukunft klimaresilienter sind?
Prof. Dr. Andreas Rigling Es braucht einen schnellen, aber sanften Waldumbau. Wir müssen struktur- und artenreiche Wälder mit altersgemischten Baumarten und genetischer Fülle aufbauen. Durch Vielfalt können Risiken, die aus dem Klimawandel resultieren, verteilt werden. Für die Selbstregulation im Klimawandel ist auch die Naturverjüngung ganz entscheidend, also die natürliche Ansamung von Altbäumen, ergänzt mit zukunftsgerichteten Pflanzungen, um die notwendige Vielfalt zu erreichen. Wichtig ist, dass wir jetzt reagieren, den Waldumbau punktuell einleiten – und dazwischen die Natur walten lassen.
Wir wollen den Menschen die Arbeit in und mit der Natur erleichtern. Dazu entwickeln wir Produkte und Technologien, die Innovation, Qualität und Langlebigkeit vereinen.